Endlich geht es weiter! Nachdem ich erst am 01. Mai mit der Arbeit in diesem Jahr starten konnte, ging es doch erstaunlich zügig voran. Der Winter dieses Jahr war einfach zu lang, es war viel zu kalt und die Osterferien lagen zu früh. Alles Gründe, warum Flyt bis Anfang Mai im Winterlager blieb.
Die ersten Tage waren erfolgreich, doch eine unerwartete Baustelle ist hinzugekommen. Nachdem ich in den ersten zwei Jahren des Lackierens die typischen Anfängerfehler gemacht habe und sich doch einige Nasen und Läufer gebildet haben, wollte ich nun ein schöneres Ergebnis. Also wurde die oberste Lackschicht diesmal nicht von Hand, sondern mit der Rotex im Schonmodus bearbeitet. Das Ergebnis war erstaunlich. Obwohl ich mit dem Gerät ziemlich ungeübt bin, war die Oberfläche frei von allen hässlichen Überbleibseln der vergangenen Jahre und super glatt. Ich habe keine Delle (außer den normalen Macken von unsanften Anlegern) reingeschliffen und das ganze passierte in einem enormen Tempo. Ich könnte nächstes Jahr glatt schwach werden und das Schleifbrett in der Ecke lassen…
Auch das Loch im Heck neben der Hülse für die Wriggdolle habe ich schon zu bekommen. In elendiger Anpassungsarbeit habe ich einen Holzpfropfen hergestellt den ich in das winklige und spitz zulaufende Loch eingepasst habe. Nach dem Bearbeiten des Loches mit einem Dremel, um alle Reste von rottem Holz und der alten Dichtungsmasse herauszuholen, habe ich dann den Pfropfen mit Epoxy eingeklebt. Nun muss ich die Oberfläche noch ein bisschen glätten, alles mit weißem Lack verschönern und zum Schluss die Wriggdolle wieder montieren. Zur diesjährigen German Classics wird in den Hafen von Laboe hinein gewriggt. Dazu muss nur noch der neue Holzblock lackiert werden.
Am Unterwasserschiff tat sich dann die neue Baustelle auf. An einer Stelle hat der Primer nicht gehalten und ich habe versucht. mit einem Schaber die entsprechende Stelle zu säubern. Da wurde der ganze Schaden sichtbar. Handteller groß kam mir Primer und auch Teile des grundierten Kiels entgegen. Damit werde ich zu dem Bootsbauer fahren und mit ihm klären, was zu machen ist. Hoffentlich wird das nicht noch mehr.
26. Mai 2013
Ein Schlüsselbeinbruch hat meinen Zeitplan schön durcheinander gewirbelt und so steht Flyt immer noch hoch und trocken unter unserem Carport. Mit viel Hilfe sind aber nun alle Arbeiten abgeschlossen und das Boot könnte ins Wasser. Insgesamt habe ich alle Aufbauten lackiert, die beiden Seitenfenster komplett ausgebaut, gereinigt und wieder eingesetzt, die Fußleisten im Cockpit demontiert , lackiert und eingebaut, die Scheuerleiste noch einmal lackiert und gleichzeitig alle Fehlstellen aufgearbeitet, alle Beschläge, die Zierleiste auf Deck und den Block für die Wriggdolle wieder angeschraubt.
Mal sehen, ob ich mit Freunden morgen das Boot ins Wasser bekomme…
03. Juni 2013
Ab geht es ins Wasser:
Die Freunde packen kräftig mit an und mit einer kleinen Schiffs-Schaukel-Aktion (der Kiel bleibt beim Wegfahren des Trailers an der Leuchtenleiste hängen) kommt das Boot endlich ins Wasser. Nach zwei Tagen ist das Boot dicht gequollen und die kleine Pumpe muss nicht einmal 30min arbeiten…
Von innen sieht es gut auch und alles ist trocken. Wenn dann noch endlich der Mast wieder steht und das Schlüsselbein verheilt ist, kann es im Juli endlich mit dem Segeln beginnen.
10. August 2013
Das war bisher ein grausamer Sommer. Schönstes Segelwetter hier in Münster und nur dreimal selber mit dem Boot gesegelt. Immer war irgendetwas, was dem Vergnügen entgegensprach… Aber ab Mittwoch habe ich endlich Zeit. Zehn lange Tage geht es ab Flensburg rund Als und anschließend zur GermanClassics nach Laboe. Ich freue mich schon auf die vielen Eindrücke, wie ich sie letztes Jahr erleben durfte. Ab Montag wird gepackt und dann geht es los!
In der Zwischenzeit ist das fehlende Schinkenbrett fertig lackiert und kann benutzt werden.
30. August 2013
Die Planungen zum diesjährigen Sommertörn ergaben einen ausgiebigen Ausflug nach Dänemark. Schon im Winter habe ich mich mit den entsprechenden Karten eingedeckt und immer wieder verschiedene Kurse und Richtungen in Gedanken abgesegelt. Das Wetter meinte es gut mit mir und ich habe viele idyllische Abende in den Häfen verbracht. Startpunkt war der Hafen von Niro-Petersen in Flensburg. Das Kranen klappte schnell und problemlos, die Leute vor Ort waren sehr nett und hilfsbereit und bereits nach drei Stunden nach der Ankunft segelte ich auf meinem Boot Flyt zu einem Abendtörn bis zum Museumshafen am Ende der Innenförde. Neben den vielen alten und schönen Booten hätte Flyt sicher auch gut ausgesehen. Doch es war niemand der anderen Eigner zu finden und so habe ich mich zurück zum Ausgangshafen verholt, um anschließend einen Spaziergang um die Innenförde zu machen.
Von Flensburg aus ging es am nächsten Tag über die Förde raus bis ins dänische Høruphav. Die dänischen Häfen haben mir allesamt sehr gut gefallen. Überall nette Leute, freundliche Hafenmeister, WLAN für den aktuellen Wetterbericht zur freien Verfügung und zumeist sehr schön gelegen. So habe ich es auch in Høruphav vorgefunden. Im Hafen lagen viele deutsche Gastlieger und man kam schnell ins Gespräch. Mehrfach wurde ich gefragt, ob ich wirklich mit dem kleinen Boot einhand unterwegs bin. Die meisten sind fasziniert von der Vorstellung des einfachen Segelns ohne Plotter und anderen elektronischem Krimskrams. Doch nachmachen wollten es die wenigsten.
Am dritten Tag der Reise sollte es dann weiter in den Alssund mit dem Ziel Dyvig gehen. Aber schon beim Ablegen merkte ich, dass mir die Seebeine in den ersten beiden Nächten noch nicht gewachsen waren. Mehrfach ging der Außenborder beim Ablegen im Hafen aus. Zuletzt mitten in der Ausfahrt, wo der halbe Wind mich schnell auf die vorgelagerte Steinmohle versetzen wollte. Im Eiltempo konnte ich das schon angeschlagene Groß setzen, um mich freizusegeln. Nach der Kontrolle aller möglichen Fehlerquellen blieb als letzte Lösung nur noch der Tank. Er war leer! Wie peinlich… Dabei war ich mir sicher, bei der Wartung zu Hause alles erledigt zu haben. Da der Wind nochmals zulegte, baute sich in der Bucht vor Høruphav inzwischen eine gute Welle auf. An ein einfaches Betanken war so nicht zu denken. Da ich aber auch die Situation im Zielhafen Dyvig nicht kannte, wollte ich ungern ohne funktionierenden Motor dort einlaufen. Also bin ich ein kleines Stück in Landabdeckung gesegelt und habe beigedreht. Dieses Manöver geht mit der Hansajolle ganz hervorragend und ich konnte in aller Ruhe den Tank mit Hilfe des Ersatzkanisters wieder auffüllen. Nach diesem ersten gemeisterten Problem segelte ich dann mit Schwung vorbei an Sønderborg durch den Alssund und den Alsfjord in Richtung Dyvig.
Die Fahrt zur Dyvig war wunderschön. Die ganze Zeit konnte ich unter Segeln bis zur engen Fahrrinne im Inneren der Dyvig fahren. Zum Teil erinnerte die Situation an das Kanalsegeln in Friesland von vor drei Jahren. Unterwegs legte der Wind irgendwann so sehr zu, dass ein Reff im Großsegel notwendig wurde. Ermuntert durch das Manöver vom Morgen wurde auf einer größeren Wasserfläche erneut beigedreht. Auch diesmal erwies sich das Beidrehen als perfektes Einhandmanöver, wenn man mal Zeit und Ruhe im Schiff braucht. Fürs nächste Mal habe ich mir an dieser Stelle vorgenommen, viel eher zu reffen und nicht mehr so lange zu versuchen, mit zu großer Segelfläche doch noch zurecht zu kommen. Das Segeln danach war viel entspannter. Unterwegs wurde ich von Schweinswalen begleitet und auch die Sonne verwöhnte mich. Selbst in der Enge am Eingang zur Dyvigbucht konnte ich unter Segeln durchfahren und musste erst kurz vorm Steg alle Segel bergen. Am Hafen von Bent Larsen habe ich dann festgemacht. Im Segeln-Forum hatten wir Kontakt miteinander gefunden und ich wollte ihn unbedingt persönlich kennen lernen. Sein Hafen und seine Schiffe machten einen sehr guten Eindruck und ich werde mit Freunden mit Sicherheit irgendwann bei ihm chartern. Zum besonderen Service von ihm gehören Leihfahrräder, die man sich unkompliziert und darüber hinaus auch noch kostenlos ausleihen kann. Eine Radtour zum Schloss Nordborg und anschließend einmal um den Schlosssee rundete den Tag ab. Es war eine idyllische Tour durch die dänische Hügellandschaft, die am Ende länger als geplant wurde. Leider schlug abends das Wetter um, aber unter meiner Kuchenbude war es beim Schein der Petroleumleuchte, einem guten Rotwein und dem passendem Buch auch sehr gemütlich. Schon am nächsten Tag kam der Sommer zurück.
Leider bedeutete dieses schöne Wetter keine langfristige Prognose. Für die nächsten Tage prognostizierte Windfinder schlechteres Wetter mit Regen und Wind bis zu 7bft. Zum Abwettern verholte ich mich nach Sønderborg, um die Zeit mit einem Museumsbesuch und Spaziergängen zu nutzen. Unheimliches Glück hatte ich am Sonntagmittag bei der Wahl des Ortes für einen Fischimbiss. Gegenüber der Hafenfront auf der anderen Seite der Brücke lachte mich aus der Entfernung das Schild „Fisk“ an und ich hoffte auf ein leckeres Fischbrötchen. Stattdessen fand ich ein nettes älteres Ehepaar vor, das an Wochenenden ein überaus leckeres und üppiges Fischbuffet anbot. Ich habe noch nie so viele verschiedene Arten der Fischzubereitung auf einmal gesehen. Ich konnte nicht widerstehen, von allem zu probieren. Das war Frühstück, Mittag- und Abendessen in einem! Für den Rest des Tages brauchte ich nichts mehr für meine Verpflegung. Selbst das leckere Softeis mit Krokant an der Hafenbude ließ ich im Gegensatz zum Vortag aus. Besonders angetan war ich aber von den geräucherten Garnelen. Dies werde ich zu Hause im eigenen Räucherofen auch ausprobieren.
Entgegen der Vorhersage riss es am Sonntagnachmittag plötzlich auf und auch der Wind ließ ein wenig nach, sodass ich quer über die Ostsee in einem einzigen Schlag nach Wackerballig segeln konnte. Ich war auf Grund des vorher herrschenden Wetters fast der einzige auf der Ostsee und genoss das schöne Abendlicht mit der langsam untergehenden Sonne. Das war eine schnelle Rauschefahrt mit Backstagbrise und bereits nach zwei Stunden lag ich fest vertäut im Hafen. Die Belohnung für den spontanen Entschluss und der Abfahrt trotz der sorgenvollen Kommentare der Nachbarlieger in Sønderborg genoss ich auf der Dachterrasse des kleinen aber feinen Hafenrestaurants: ein „Flens“ zum Sonnenuntergang.
Von Wackerballig aus habe ich mich mit einem befreundeten Hansajollensegler verabredet. Gemeinsam wollten wir von Stexwig in der Schlei aus nach Laboe zur GermanClassics 2013 segeln. Das nächste Etappenziel für den kommenden Tag lautete somit Schleimünde. Der Wetterbericht berichtete von umlaufenden Schwachwinden, aber ich hatte ja Zeit. Insgesamt hat der Schlag am Ende elf Stunden gedauert. Mehrfach trieb ich in der Flaute wie ein Insekt auf dem Wasser, aber der Außenborder blieb trotzdem aus. Das nervige Gekreische am Heck wollte ich nicht ertragen, schließlich ist Flyt ein Segelboot. Dies wurde wieder mit etlichen Besuchen von Schweinswalen belohnt, die um mein Boot kreisten und sich den verrückten Segler darauf neugierig anguckten. Insbesondere über dem Flach vor dem Leuchtturm Kalkgrund, wo man bei ca. 2 Meter Wassertiefe bis auf den Boden schauen kann, war das langsame Vorankommen ein Genuss. Zwischendurch trieb ein anderes Segelboot neben mir, dessen Crew wohl ähnliche Gedanken hatte. Ein herzliches Dankeschön an Steffen für die Flautenfotos…
Am Abend kam ich mit dem Eigner eines wunderschönen alten englischen Kutters ins Gespräch. Wie sich später in Laboe herausstellte, war sein Schiff die Arvon, die 1884 in England gebaut und von ihm in den letzten Jahren in mühevoller Eigenleistung restauriert wurde. Das Ergebnis sah so toll aus, dass er mit seinem Boot für den Restaurierungspreis des Freundeskreises klassischer Yachten nominiert wurde. Detlef hat aus seinem Hobby einen Beruf gemacht und in Balje eine eigene Werft eröffnet. Da er zu Hause auch mehrere Hansajollen regelmäßig betreut und wartet, war es für mich ein sehr interessanter und spannender Kontakt. Wegen des im Wetterbericht angekündigten abnehmenden Windes in den nächsten Tagen plante er den direkten Weg nach Laboe. Dort wollten wir uns zur GermanClassic wiedersehen.
letzten zwei Fotos © Steffen Wiest
Mit schönen und durchaus sportlichen Winden ging es an den nächsten beiden Tagen von Schleimünde aus einmal die gesamte Schlei hinein bis Stexwig und anschließend im Konvoi mit der anderen Hansajolle und einem 5KR-Boot quasi als Zubringerregatta zurück. Die Besatzungen aller drei Boote freuten sich auf einem Besuch der legendären Giftbude in Schleimünde. Die Abfahrtszeit und die weitere Törnplanung mit den beiden Brücken auf der Schlei wurden extra so gelegt, um die Giftbude zu den Öffnungszeiten zu erreichen. Als wir die Boote im kleinen Hafen festgemacht und klariert hatten, enterten wir froher Dinge den Eingang zur Giftbude. Daraus wurde aber leider nichts. Geschlossen! Für die anstehende Renovierung hatte der Betreiber das Ausräumen alter Dinge angeordnet. Ausgerechnet an diesem Abend! Alles Klagen und Jammern auch von anderen Hafenliegern brachte uns immerhin ein frisch gezapftes Bier ein. Die Küche blieb trotzdem kalt. Selbst ein Telefonat mit dem Chef führte zu keiner Lösung. Also mussten die letzten Bordreserven her. Alles was die drei Boote zu bieten hatten, wurde aufgefahren. Es war eine interessante Mischung aus Dosensuppen, Labskaus aus der Dose und Spagetti Pesto. Auch wenn die Zusammenstellung gewöhnungsbedürftig erscheint, hatten wir doch noch viel Spaß an diesem Abend.
letzten zwei Fotos © Alex Schlatterer
Am nächsten Morgen herrschte zunächst absolute Flaute. Leider musste der Jockel ran. Unter Motor fuhren wir auf die spiegelglatte Ostsee hinaus vorbei am Sperrgebiet Schönhagen in Richtung Kiel. Auf Höhe der Eckernförder Bucht holte uns dann doch der Wind wieder ein und der Krachmacher am Heck konnte endlich schweigen. Um den Leuchtturm Bülk herum liefen wir dann unter Segeln mit etlichen anderen klassischen Yachten in die Kieler Förde ein. Nach dem tollem Erlebnis im letzten Jahr während der GermanClassics 2012 wollten mein Freund Mattes und ich unbedingt ein zweites Mal daran teilnehmen. Wie im letzten Jahr stieß er am Donnerstagabend dazu. Wie sich während der Samstagswettfahrt zeigen sollte, war dies eine gute Fügung, konnte er mit seinen guten Segelkenntnissen rettend tätig werden. Aber der Reihenfolge nach…
Für das Regattawochenende waren für Freitag Windstärken von 4bft bis 5bft vorhergesagt. Am Samstag würde der Wind noch zulegen. Somit versprach es sportliches Segeln zu werden. Am Freitagmorgen bemerkten wir davon im Hafen allerdings noch nicht viel. Wir liefen mit der noch angeschlagenen Genua unter Vollzeug zur Regattabahn aus. Spätestens als wir das Fahrwasser der Kieler Förde gekreuzt hatten, bemerkten wir unseren Fehler. Es blies heftiger als erwartet und durch die Ostwindlage war auch die See höher geworden. Ein Reff im Groß brachte nur mäßige Besserung und deswegen mussten wir eine halbe Stunde vor dem Start die Genua gegen eine kleinere Fock tauschen. Ohne Vorsegel war kein Beidrehen möglich und es wurde ein sehr „bewegtes“ Manöver. Mattes erbarmte sich und wechselte unter widrigen Umstanden auf dem kleinen Vorschiff die Segelgarderobe. Das war die erste Dusche für ihn an diesem Tag, weitere sollten ihn als Vorschoter auf der Regattabahn treffen. Sportliches und erlebnisreiches Segeln belohnte uns für die Entscheidung. Als zweite Hansajolle von fünf gestarteten kamen wir am Schluss der beiden Wettfahrten nass aber glücklich über die Ziellinie. Es ist schon ein erhabenes Gefühl, gemeinsam mit den riesigen und unglaublich schönen 12ern auf der Regattabahn zu sein.
Das Bild zeigt Flyt in Luv vom dänischen 12er Thea an einer der Wendemarken…
Am nächsten Tag liefen nur 80 der 180 Schiffe wegen der ungünstigen Wetterbedingungen aus. Wir waren ebenfalls mit dabei und freuten uns auf die Herausforderung. Die ersten Manöver klappten gut, auch wenn das Segeln am heutigen Tag besonders nass wurde. An der vorletzten Wendemarke passierte es dann. Nach einer Wende habe ich die Großschot aus der Hand verloren und es kam viel Druck aufs Großsegel. Das Boot legte sich ordentlich auf die Backe. Schnell bückte ich mich von der hohen Kante aus noch unten, um die Schot wieder zu packen. Genau in diesem Moment krängte eine weitere Böe das Boot dermaßen, dass ich wie in Zeitlupe zwischen Baum und Boot hindurch einen Kopfsprung in die Ostsee machte. Bis ich alles realisiert hatte, lag ich schon mit aufgeblasener Schwimmweste rücklings im Wasser und sah meine Hansajolle von mir wegsegeln. Dieser Anblick war kein gutes Gefühl! Mattes hat souverän reagiert und im zweiten Anlauf mit einem klassischen Mann-über-Bord-Manöver mich wieder eingefangen. Na ja, die Weste musste eh in die Wartung und ich wollte sie schon immer mal ausprobieren… Zurück an Bord haben wir entschieden, die Regatta standesgemäß zu Ende zu segeln. Wir haben sogar noch geschafft, die letzte Hansajolle einzuholen. Die beiden hatten sich auf Grund des Windes entschieden, nur unter Großsegel auszulaufen und hatten damit wesentlich weniger Segelfläche zur Verfügung. Somit holten wir noch den zweiten Platz der drei gestarteten Hansajollen. Gut, dass alles so planmäßig ablief und Mattes mich schnell wieder an Bord hieven konnte. Weder die DGzRS musste ausrücken, noch ein anderer Notfallplan anlaufen.
Der starke Wind blieb uns auch die nächsten zwei Tage nach der Regatta erhalten. Damit war die geplante Rückkehr über die Ostsee nach Flensburg zusammen mit Mattes nicht möglich. Wie wir später durch Berichte und Bilder anderer Segler von Schleimünde erfahren konnten, war die Entscheidung goldrichtig. Es hat sich vor den Flachs eine ordentliche Welle aufgebaut, die man ohne Not mit einer Hansajolle nicht absegeln möchte. Das Beobachten des Auslaufens der schönen Segelboote, ein netter Segelausflug nach Kiel in die Innenförde und der Klönschnack mit dem Eigner des Siegerbootes „Arvon“ beim Restaurierungspreis war Entschädigung genug für die entgangenen Segelstunden.
Auch der diesjährige Törn hat mal wieder die tollen Segeleigenschaften der Hansajolle bestätigt. Sie ist problemlos einhand zu segeln, bietet für so einen Küstentörn ausreichend Platz und vor allen Dingen genügend Sicherheitsreserven für viele Wetterlagen. Ich fühle mich bestätigt, für mich und meine Wünsche das richtige Boot gefunden zu haben. Ich hoffe, dass es mich noch viele Jahre auf solch schönen Segeltörns begleiten wird. Da kommt mir wieder der Autor Thomas Larsson in den Sinn: Wir sind nicht die Besitzer solcher Boote, wir sind nur die zeitlich befristeten Bewahrer. Wie wahr!
13. Oktober 2013
Die Segelsaison 2013 neigt sich dem Ende entgegen. Wahrscheinlich war es heute das letzte Mal, dass ich auf dem Wasser war. Bei herrlichem herbstlichen Wetter gab es noch einige vergnügliche Segelstunden auf dem Aase, bevor es in einer Woche aus dem Wasser geht. Ich werde die erste Woche der Herbstferien nutzen, um einige kleinere Arbeiten am Boot zu erledigen. Vielleicht passt ja das Wetter und seine Temperaturen, dass ich schon das neue Antifouling auftragen kann.
Endlich funktioniert auch die Rollanlage des Vorsegels wie sie soll. Ich konnte bisher machen, was ich wollte, immer hat der Toppwirbel gehakt. Die Lösung war dabei ganz einfach. Wenn mittel Fockfall Zug auf das Vorstag kam, lief das Stag nicht mehr mittig durch den Wirbel, der dadurch sehr schwergängig wurde. Nachdem ich den Wirbel nun mit Hilfe eines Toggles um 90° versetzt montiert habe, kann diese Zugrichtung ausgeglichen werden. Und siehe da, das Rollen läuft endlich einwandfrei. Kleine Ursache, große Wirkung…
25. Oktober 2013
Nun ist es wirklich vorbei. Der Oktober hat noch einmal alles gegeben und wirklich schöne Segeltage bereitet. Letzten Montag konnte ich im T-Shirt die letzte Bahnen auf dem Aase ziehen. Anschließend ging es quasi unter Segeln auf den Trailer…
Diese Jahr wird auf jeden Fall der Riss auf der Steuerbordseite bearbeitet. Dieser zieht sich immer weiter und auch die jährliche neue Lackschicht hilft nicht wirklich. Ich bin gespannt, was das Winterlager noch so an Überraschungen mit sich bringt. Ich freue mich schon ein bisschen darauf…