Sommertörn Dänische Südsee 2023

Nach langer Zeit wird der diesjährige Sommertörn mal wieder in die Ostsee erfolgen. Vierzehn Tage Zeit, mit viel mehr Erfahrungen als noch beim letzten Mal im Jahr 2015 im Gepäck und ohne große Planungen sollten gute Voraussetzungen zum Erkunden der dänischen Südsee sein. In 2015 hatte ich Flyt eine ganze Saison an der Schlei in Stexwig liegen, bin aber über die Dyvig nicht hinaus gekommen. Das lag zum einen an dem beständig schwierigen Wetter in dem Jahr, aber auch an den noch mangelnden Kenntnissen von mir im Einhandsegeln.

Ich hatte noch goßen Respekt vor offenem Wasser, den Winden und der entsprechenden Einschätzung der Bedingungen. Ich erinnere mich gut daran, wie ich drei Tage in Schleimünde darauf gewartet habe, um endlich gegen den Ostwind in der Wind-gegen-Strom-Welle in der Schleimündung anzukämpfen. Die vielen Erfahrungen an der Elbe und der Nordsee der letzten Jahre sollten eine gute Grundlage für diesen Törn sein. Wie Recht ich damit habe, wird sich in den nächsten Tagen leider zeigen.

An einem windigen Montag geht es aus der Oste heraus in Richtung Schleuse Brunsbüttel. Der Wind weht ordentlich aus Westen, verspricht damit einen schnellen Ritt mit Backstag-Brise. Die Fahrt macht Spaß. Unruhig wird es nur im Wartebereich vor der Schleuse. Sportboote warten direkt In Ufernähe auf der Ostseite der Schleuseneinfahrt. Zusammen mit einigen anderen Segelbooten spähen wir immer wieder zum Signalmast und warten auf des weiße Signal zum Einlaufen der Sportboote. Zu meinem Glück begleiten mich auf der Kanalfahrt meine Freunde Detlef und Björn mit ihrer Arvon. So darf ich mich bei ihnen ans Heck hängen und muss nicht mit meinem kleinen E-Außenborder das Boot in der Strömung halten. Für die Kanalfahrt haben die beiden mir zugesagt, mich zu schleppen. Für die knapp 100km lange Passage würde die Kapazität meines Akkus nicht reichen und die Lademöglichkeiten im Kanal sind bisher noch nicht passend. Vielleicht tut sich da ja in den nächsten Jahren etwas. Nach etwa einer halben Stunde dürfen wir Sportboote hinter einem Kümo einlaufen und an den niedrigen Schwimmstegen festmachen. Genau beim Belegen der Festmacher ergießt sich ein Gewitterschauer über uns und setzt alles unter Wasser. Es soll nicht der einzige auf diesem Törn bleiben. Einige Boote haben Schwierigkeiten, die Fender vernünftig zu positionieren und mit ihren Booten ordentlich aufzurücken, damit alle hineinpassen. Manchmal hat man das Gefühl, dass die Besatzungen zum ersten Mal schleusen. Aus den Gesprächen hörten wir dann aber heraus, dass dies nicht der Fall ist. Komisch, sind es doch nur einige wenige Dinge, die man für ein entspanntes Schleusenmanöver im NOK braucht. Fender tief hängen, am besten aufs Wasser legen, Festmacher bereithalten und zügig , aber trotzdem in Ruhe anlegen. Alles keine Hexerei. Das Schleusen an sich ist unspektakulär. Im Netz gibt es etliche Videos mit guten Erklärungen dazu. 

Nach kurzer Zeit öffnen sich auf der anderen Seite die Tore und die Sportboote verlassen als erstes die Schleuse. Ich werde direkt von den beiden in Schlepp genommen und so beginnt die Kanalfahrt. Da ich das erste Mal überhaupt den Nord-Ostsee-Kanal befahre, ist die vorbei gleitende Landschaft natürlich spannend für mich. Zunächst die Häuser und Anlagen von Brunsbüttel. Danach wird es grün und viel Wald und Landschaft gleitet vorbei. Ab und zu kommt ein größeres Berufsschiff entgegen oder überholt uns. Im Kanal ist alles eine Spur enger und näher als auf der Elbe. Aber da alle ihre Bahnen kennen, verläuft die Fahrt neben den großen Pötten entspannt. Da es für Sportboote ab einbrechender Dunkelheit verboten ist, auf dem Kanal zu fahren, gehen wir nach Rendsburg hinter der Raderinsel vor Anker. Über uns rauschen die Autos auf der Rader Hochbrücke über die A7, aber um uns herum herrscht ein ländliches Idyll. Pferde grasen auf einer Koppel, wir schauen ins grüne und genießen selbstbereitetes Labskaus auf dem „Mutterschiff“ Arvon. Zweidrittel des Kanals haben wir geschafft, sodass morgen eine entspannte Fahrt nach Kiel-Holtenau bevorsteht.

Das Schleusen auf dieser Seite erfolgt dann im Galopp. Wir schaffen es gerade noch, am Bezahl-Automaten anzulegen und die Tickets für beide Boote zu ziehen. Die Tore stehen währenddessen schon auf auf der Schleusenwärter wartet schon ungeduldig auf die letzten beiden Boote. So schnell hatten wir gar nicht gehofft, hier durch zu kommen. Zur Belohnung gibt es dann nach dem festmachen am Anleger Holtenau beim Café im Haus des ehemaligen Ausrüsters Thießen Kaffee und Kuchen. Das Abendessen genießen wir dann auswärts oberhalb vom Hafen Kiel-Wik. Standesgemäß segeln wir zu dritt auf der kleinen Hansa-Jolle am Tirpitzhafen und der dort festgemachten Gorch Fock vorbei und abends in der Dämmerung nach dem essen auch wieder zurück.

Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Die beiden segeln mit der Arvon Richtung Kopenhagen und damit aus der Kieler Förde vorbei am Kieler Leuchtturm Richtung Langeland. Ich hingegen wende mich nach Norden und nehme Schleimünde ins Visier. Entgegen der Vorhersage kommt doch ein wenig Wind auf und ich kann hoch am Wind mit nur ganz wenigen Holeschlägen um den Leuchtturm Bülk und an der Eckernförder-Bucht vorbei segeln. Kurz vor Schleimünde ist dann aber Schluss mit Wind und den Rest muss der Außenborder erledigen. Das Feierabendbier und die obligatorische Currywurst schmecken zum Auftakt des Ostsee-Segelns hervorragend.

Morgens verlasse ich den kleinen Hafen, um noch vor dem angesagten auffrischendem Wind um die Südspitze von Ærø nach Marstal zu segeln. Der Wind kommt meist aus achterlichen Richtungen, und so binde ich kein Reff ein. In einigen Böen wird die Hansa-Jolle trotzdem ordentlich gedrückt und die Fahrt verläuft sehr zügig. Manchmal schaffe ich es ein Stückchen auf der sich ausgebildeten Welle zu surfen. In der Abdeckung der Insel wird es dann ruhiger und Für die letzten Meilen bis zur Hafeneinfahrt von Marstal muss ich dann in der sehr engen Fahrrinne sogar noch ein wenig aufkreuzen. Hinter der markanten Werfthalle kann ich in der Abdeckung in Ruhe das Segel bergen und mich ganz hinten im Hafen in einer kleinen Box verholen. Ein erster Spaziergang in den Ort und ein traumhaft schöner Strandgang am Abend krönen diesen Tag. 

Nun bin ich endlich angekommen in der dänischen Südsee. Leider ist die Wetterprognose für die nächsten Tage sehr trüb. Kühl, Regen und viel Wind bestimmen die Wettervorhersagen. Der nächste Tag ist aber zunächst das genaue Gegenteil. Wenig Wind und viel Sonne bestimmen den Tag. Da die Distanzen zu den einzelnen Inseln eher kurz sind, schlafe ich zunächst aus und lasse mich dann mit ganz schwacher Brise treiben. Für einen Stopp auf Birkholm ist bei der Vorbeifahrt dann aber doch noch zu früh. Also geht es weiter Richtung Drejø. Ich genieße den Tag und lassen den größeren Fährhafen achteraus. An der Südküste vorbei umrunde ich Drejø, um in den kleinen Hafen auf der Nordseite festzumachen. Ich stelle mir vor, dass dort wegen der geringen Wassertiefe nicht so viel los ist. Man weist mir in der hinteren Ecke einen kleinen Platz zu. Der Hafen ist total nett, alle scheinen sich hier gut zu kennen und sitzen abends am Grill zusammen. Das Bier gibts beim Hafenmeister, bezahlt wird auf Vertrauensbasis. Wo kann man so etwas noch erleben. Dies ist eindeutig ein Lieblingsplatz. Beim abendlichen studieren der Wetterberichte wird aber leider klar, dass Drejø auch der letzte Hafen sein wird. Das Wetter schlägt um und eine länger andauernde Starkwindphase macht sich breit. Zwischen den Inseln bin ich zwar gut geschützt, aber die Rückkehr auf eigenem Kiel passend zu meinem Urlaubsende wird dann nicht mehr möglich sein. Bei 7bft komme ich mit der Hansa-Jolle einfach nicht gegen den Westwind bis nach Schleimünde. Entweder geht es morgen zurück, oder ich muss das Boot mit dem Trailer holen. In den nächsten Wochen werde ich keine Zeit finden, um das Boot zurück zu segeln.

Also verlasse ich nach zwei Nächten in Dänemark die Südsee wieder und segle um die Nordspitze von Ærø herum zurück Richtung Schleimünde. Hier möchte ich mich für die nächsten Tage verkriechen und Regen und Wind abpassen. Diese Rückreise wird ein langer Tag. Bis zur Nordspitze muss ich bei kräftigem Wind und Gewitterschauern ordentlich aufkreuzen. Zweimal drehe ich bei, da die aufziehenden Gewitterfronten ordentlich Wind mitbringen. Die Hansa-Jolle meistert dieses Manöver aber hervorragend und außer der nassen Regenkleidung passiert nicht viel. Nach der Umrundung hoffe ich auf bessere Bedingungen, kommt der Wind doch aus Westen und damit fast von der Seite. Aber die Planung passt nicht, ich muss die ganze Zeit sehr hoch am scheinbaren Wind segeln. Vor Schleimünde braucht es sogar noch zwei Holeschläge, bevor ich dort passend ankomme. Dafür kann ich aber innerhalb der Schlei noch sehr schön aufkreuzen. Mit langen Schlägen geht es Richtung Kappeln. Da es am morgigen Sonntag den ganze Tag regnen wird, plane ich einen Hafentag. Abends spät finde ich beim ASC ein ruhiges Plätzchen und ich falle müde in die Koje.

Der Sonntag verläuft dann ausgesprochen ruhig. Kaffee trinken, Stadt anschauen, viel lesen und das Highlight am Abend: Kino in der Kirche. Wegen des anhaltenden Regens wurde das geplante Open-Air-Kino kurzfristig in die Kirche verlegt. Das ist mal ein besonderer Rahmen für eine Familien-Kömodie auf der Leinwand. 

Beim Spazierengehen bin ich dann das erste Mal an der Werft von Willi Stapelfeld vorbeigekommen. Mir war gar nicht klar, dass man dort auch als Gastlieger festmachen kann. Der Sohn unserer besten Freunde hat zwar dort mehrere Jahre gearbeitet, ich bin aber nicht dazu gekommen, ihn dort zu besuchen. Ich nutze die nun vorhandene Zeit und segle bis ins Lindauer Noor zu einer Kaffeepause und einem ausgiebigen Spaziergang. Das Cafe am Drehort des Landarztes ist völlig überlaufen. Diese Trubel will ich mir gar nicht erst antun. Im neugestaltetem Cafe im Hafen der Schlei-Marina-Lindauhof ist es ruhig und gemütlich und die Torte schmeckt perfekt. Nach der Pause geht es an Arnis vorbei wieder zurück nach Kappeln, aber diesmal in den Hafen Stapelfeld. Es herrscht hier wieder eine sehr familiäre Atmosphäre, ich fühle mich an Drejø erinnert. 

Eine Nacht bleibt mir noch. Am übernächsten Tag habe ich mich mit meinem Segelfreund und Hafenmeister von Stexwig, Alex verabredet. Dort kann ich das Boot eine Nacht liegen lassen, um in Ruhe meinen Trailer von der Elbe zu holen. Die Nacht verbringe ich gemütlich hinter der Liebesinsel kurz vor Missunde. Da ich am nächsten Tag erst nachmittags in Stexwig sein möchte, reicht die Zeit noch für einen Abstecher nach Schleswig. Aber der Wind wird so stark, dass ich nach zwei erfolglosen Versuchen gegen den Wind anzukreuzen, entnervt aufgebe. Das Boot knallt dermaßen stark in der kurzen und steilen Welle, dass es einfach keinen Spaß macht. Die Sachen unter Deck sind schon alle durchnässt. Gut, dass ich bei dem Wetter jetzt nicht irgendwo draußen auf der Ostsee bin. Also lasse ich mich wieder abfallen und segle zurück durch die Stexwiger Enge in den Hafen von Alex. Das gemeinsame Abendesse tut nach dem Kampf mit dem Wind gut und ich genieße den Abend mit Alex und seiner Frau.

Das Abholen des Trailers, das Slippen im Hafen von Fahrdorf und die Rückfahrt nach Balje verläuft schnell und unkompliziert. Wäre die Tide noch passender gewesen, hätte Flyt abends schon wieder im Oste-Wasser geschwommen. So habe ich den nächste Tag genutzt, um alles zu trocknen und aufzuräumen. So war es in der Schlei noch ein versöhnlicher Abschluss, auch wenn ich natürlich lieber mehr Zeit in der Inselwelt der dänischen Südsee verbracht hätte. Ich werde es wieder versuchen.

Eine Antwort auf „Sommertörn Dänische Südsee 2023“

  1. Moin, sehr schöner Bericht. Von solch einem Törn in die dänische Südsee träume ich auch schon länger. Bis in die Dyvig habe ich es schon geschafft.
    Meine Jolly Skip mit Ballastklappschwert würde sich dafür auch eignen. Die Schlupfkajüte eignet sich als trockener Lagerraum; schlafen unter kleiner Kuchenbude.
    Als Startpunkt unser Campingplatz Nordstern in der Geltinger Bucht.
    Vielleicht im Sommer 2024.
    Gruß
    Uwe

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