Das erste Mal steht die Hansajolle in Münster im Winterlager. Das Kranen und Einlagern hat gut geklappt und das Boot liegt in der Winterlagerhalle vom Club. Alle Einrichtungsgegenstände sind ausgeräumt und trocken eingelagert. Ich habe mir für dieses Jahr nicht viel vorgenommen. Ich möchte im nächsten Sommer das Boot erst einmal genauer kennenlernen, bevor ich mich an irgendwelche Arbeiten mache. Der gute Pflegezustand des Bootes lässt dies in diesem Jahr zu.
Einige Dinge sollen aber bis zum nächsten Sommer erledigt werden. Das meiste davon ist die Vorbereitung auf einen ersten Ein-Mann-Törn in Holland.
- Neubau eines „Schinkenbrettes“ für den Steuermann an Backbord
- Umrüstung des Vorstags auf einen Fockroller
- Schiffsname am Heck
- neue Kuchenbude
- Anstrich Unterwasserschiff mit Antifouling
- Anstrich Rumpf mit Epifanes-Lack
- diverse kleinere Neuanschaffungen
Von meinem Schwiegervater habe ich einen Kompass von seinem alten Boot vererbt bekommen. Es ist ein Silva Typ41. Er war auf einem Dänischen Fischerboot montiert, was er sich umgebaut hat und mit dem er unter dem Namen „Winzig“ jahrelang quer durch Europa fuhr. Ich würde gerne herausfinden, von wann der Kompass ist. Leider gibt das Gehäuse keine Auskünfte und eine Suche im Internet war bisher auch vergebens. Er muss ungefähr Ende der 50er, Anfang der 60er gebaut worden sein. Der eingebaute Bukh-Diesel hatte das Baujahr 1956. Damit passt er zeitlich natürlich hervorragend zum Boot. Besser als jeder neue Kompass mit Plastiküberzug. Das Holzgehäuse aus Eiche wird nun für den Bordgebrauch lackiert. Wer nähere Informationen über einen Silva Typ41 hat, darf sich gerne bei mir melden.
Auch das neue „Schinkenbrett“ ist schon beim Lackieren. Dies habe ich aus Teak angefertigt, da hiervon noch Reste in unserem Keller waren und das Ganze an einem Sonntagnachmittag schnell entstanden ist. Mit einer Lasur und dem Lack des Vorbesitzers habe ich den Farbton fast getroffen.
Fertig lackiert und wieder zusammengebaut warten Schinkenbrett und der Kompass auf ihren ersten Einsatz im Sommer auf dem Boot. Obwohl das letzte Segeln ja noch gar nicht so lange her ist, juckt es schon wieder in den Fingern…
26. Januar 2011
Beim letzten Besuch im Winterlager fiel mir ein Riss im Überwasserschiff an der Steuerbordseite auf. Eine Plankenfuge hat sich beim Trocknen anscheinend weiter aufgemacht als die übrigen. Einige Stellen sind dunkel geworden. Ich hätte nicht gedacht, dass sich das Holz in so kurzer Zeit verändert.
Gott sei Dank sieht es auf den Bildern schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist. Auf der Boot in Düsseldorf habe ich unterschiedliche Ratschläge bekommen. Von Ausschleifen und ausfüllen, bis zum einfachen anschleifen und überlackieren waren alle Tipps vorhanden. Da bisher nur die Oberfläche an den Kanten etwas dunkel geworden ist, tendiere ich dazu, wie geplant das Überwasserschiff im Frühjahr anzuschleifen und dann zu lackieren. Bis dahin ist ja auch noch ein wenig Zeit…
26. März 2011
Dieses Jahr muss doch mehr gemacht werden, als ich zu Beginn gehofft hatte. Ich habe den Schwertkasten auseinander nehmen müssen, da der Deckel an den Kielbolzen durch Quellen stark verformt war. Der Wechsel von trocken nach feucht im letzten Herbst hat alle Vorschäden erst zu Tage gebracht, die vorher leider nicht zu sehen waren.
Zuerst musste der Dom vom Schwertkasten herunter. Er wehrte sich standhaft, musste aber dann doch weichen. Es ist schon interessant, was dann alles zu Tage kam…
Nach der Demontage der Türen und der Türleibungen ging es dann mit dem Deckbrett in der Kajüte weiter. Dieses hatte einen dicken Überzug aus Bilgenfarbe. Inzwischen habe ich die Farbe abgezogen und das Brett zum Abbeizen gegeben. Ich werde es hinterher klarlackiert als sichtbare Eichenbole wieder einbauen.
Jetzt war der Schwertkastendeckel an der Reihe. Dieser löste sich noch schwerer als vorher der Dom. Aber es half nichts, er musste runter. Also wurde schweres Gerät aufgefahren und nach längerer Bearbeitung der Fuge zwischen Deckel und Kasten löste er sich Stück für Stück.
Nach der Demontage und dem Herausheben des Schwertes war der ganze Schlamassel zu sehen. Viel rottes Holz, dies insbesondere im Bereich des Totholzes. Nach ersten Überlegungen zum Neubau des Schwertkastens kam dann die Entscheidung, dass das vorhandene Holz zunächst noch für eine Überarbeitung ausreicht. Der gesamte Schwertkasten soll nun von innen mit Treviramatte und Epoxy versiegelt werden. Dazu musste als erstes der ganze Torf mit einem langen Eisen heraus geschabt werden. Das Ergebnis lag hinterher auf dem Kielbrett des Trailers.
Jetzt heißt es warten, bis das Holz trocken genug für den Epoxydüberzug ist. Das Schwert und der Dom sind unterwegs zum Sandstrahlen und Verzinken, der neue Deckel ist beim Bootsbauer in Auftrag gegeben und die Sichtbohle wartet auf ihren Lack. Das Unterwasserschiff hat inzwischen eine neue Schicht Antifouling. Das Überwasserschiff muss noch lackiert werden. Bis zum Wassern bleibt also noch genug zu tun. Stichtag ist das erste Juniwochenende zum Deutschlandcup der Hansajollen am Sorpesee. Bis dahin muss Flyt wieder dicht sein und schwimmen!
22. April 2011
Eigentlich dachte ich, dass nur ein paar Kleinigkeiten zu machen sind und ich nach diesen Schönheitsarbeiten im April schnell wieder im Wasser bin. Lieber Rainer, mit deiner Ankündigung über rund zwei Wochenenden im Jahr an Arbeitszeit hast du mir ja einen schönen Bären aufgebunden 😉
Ich habe heute beschlossen, in diesem Frühling keine neue Baustelle am Boot mehr aufzumachen. Gestern habe ich die letzte neue gefunden. Der Fußsockel für die Maststütze ist genau an den Schrauben gebrochen. Also musste die Bohle für den Fußblock der Großschot demontiert werden, um die restlichen Schrauben herauszubekommen. Der Sockel ist geleimt und wird so für dieses Jahr wieder eingebaut. Die Bohle ist nur kurz abgeschliffen und neu lackiert. Im nächsten Jahr hätte sie es verdient, komplett abgezogen und mit einem neuen Lackaufbau versehen zu werden.
In der Zwischenzeit habe ich noch etliche „Kleinigkeiten“ erledigt. Insgesamt 12 Spanten sind im Vorschiffsbereich wieder verleimt. Der Leim hat sich an einigen Stellen gelöst und die Spanten haben sich wie in einzelnen Spalten aufgeschält. Einige Leisten hatten sich ganz gelöst, an anderen Stellen musste ich den Epoxydkleber mit einer Spritze und dünner Kanüle direkt dazwischen spritzen. Das Anpassen der Leisten zum Andrücken hat einiges an Zeit gekostet.
Den Baum habe ich an den besonders durch den Schotwagen beanspruchten Stellen mit mehreren Schichten G4 verstärkt, anschließend angeschliffen und mit einer neuen Lackschicht versehen. Die Beschläge waren vom Voreigner mit silberner Farbe gestrichen und sind nun zum Sandstrahlen und Verzinken. Nächste Woche wird wieder alles montiert. Die anderen Metallteile konnte ich inzwischen wieder abholen. Schwert und Dom sind klasse geworden…
Die größte Hürde für das Zuwasserlassen ist aber noch der Schwertkasten. Dank der tatkräftigen Hilfe meines Schwiegervaters haben wir in den letzten zwei Tagen mit Hilfe von Epoxid-Spachtelmasse eine Grundlage für eine Gewebeeinlage geschaffen. Morgen soll der Abschluss erfolgen und die Matte mit Epoxid den Schwertkasten von innen stabilisieren und abdichten. Ich bin auf das Ergebnis sehr gespannt!
Schwert und Ruder warten nach der Erneuerung des Antifoulung-Anstrichs auf den Wiedereinbau. Auch der Name prangt inzwischen am Heck. Das gesamte Überwasserschiff bis zur Unterkante der Scheuerleiste hat eine neue Lackschicht bekommen und der Wasserpass ist am Heck neu lackiert. Der Rest des Wasserpasses wird im nächsten Jahr erneuert.
Jetzt wartet noch ein Spant und der Deckel vom Schwertkasten auf die Reparatur bzw. auf den Einbau. Ich hoffe, dass es nächste Woche dann endlich ins Wasser geht.
29. April 2011
Geschafft! Der Deckel ist montiert, alle ausgebauten Teile haben ihren richtigen Platz wiedergefunden und keine Schraube ist übrig geblieben. Flyt kann wieder in seine angestammte Umgebung zurück. Ich habe noch etliche mögliche Baustellen gefunden, nach der ganzen Arbeit aber keine Lust mehr am Basteln. Alle weiteren Dinge müssen nun eine Segelsaison warten und werden im nächsten Winterlager auf der Liste stehen. Dieses erste Winterlager war lang, ich habe das Boot bis in den letzten Winkel kennengelernt und festgestellt, dass mir noch etliches (Handwerks-)Wissen und auch die gehörige Portion Geduld fehlt. In meinem Schwiegervater habe ich dafür eine grandiose Hilfe gefunden, ohne den das Boot heute noch nicht schwimmen würde. Danke dafür, Rudi!