Elbe-Tour 2018

Am zweiten Augustwochenende fand wie in jedem Jahr auf der Außenalster die Hamburger Summer Classics statt. Zum zweiten Mal nahm ich mit meiner Hansajolle an der Veranstaltung teil. Leider waren die Windverhältnisse am Samstag so ungemütlich, dass sich die Regattaleitung nicht zu einem Start der Boote entscheiden konnte. Als Ausgleich gab es dann am Sonntag drei kurze Wettfahrten bei besten Bedingungen. Mit einem zweiten Platz in der Gruppe der Hansajollen (28. Platz von insgesamt 64 gestarteten Booten) war ich mit dem Abschneiden sehr zufrieden. Die neuen (gebrauchten) Segel machen doch viel aus. Da ich ohne Vorschoter angereist bin, war ich über das kurzfristige Einspringen eines Clubmitgliedes sehr froh. Am Sonntagabend ging es dann zusammen mit der Hansajolle von Dirk und einem 15er Jollenkreuzer durch die Binnenalster, dem Rathaus-Fleet und die beiden Schleusen auf die Elbe hinaus. Dies war die erste Bewährungsprobe des neuen Elektroaußenborders, der seit diesem Jahr als Ersatz für den geklauten Benziner seinen Dienst am Heck erledigt.


 

13. August 2018

Mit neu geladenem Akku ging es dann am nächsten Morgen aus dem Mühlenberger Segelverein früh heraus. Die ablaufende Tide bestimmte den Fahrplan und so waren um halb acht die Segel oben. Die Elbe zeigte sich sehr ruhig, Der Wind trieb das Boot nur langsam vor sich her, sodass es entspanntes Frühstücken an Bord ermöglichte.

Ab und zu wurde ich von der Großschifffahrt überholt, was aber bei achterlichem Wind und Strom keine besondere Herausforderung war. Lediglich die Bug- und Heckwellen schaukelten einen zwischendurch mal richtig durch. Im Verlaufe des Tages nahm der Wind immer mehr ab und schlief zum Schluss fast gänzlich ein. Hier bewährte sich erneut der neue Elektro-AB. Ich habe ihn mit kleiner Stufe bei ca. 100 Watt mitlaufen lassen. Dadurch hatte ich immer genug Fahrt im Boot, um zu steuern. Und hören konnte man den AB kaum. Nachmittags landete ich wie geplant im Hafen von Glückstadt. Wegen der wenigen Schleusenzeiten bin ich im Außenhafen geblieben, um am nächsten Tag flexibel zu sein.

 

14.08.2018

Am Morgen konnte ich mir dann Zeit lassen. Die Wetter- und Windprognose hatte mir den ursprünglichen Plan, weiter in die Oste zu segeln, durcheinandergewürfelt. Wind gegen Strom und das bei angesagten 5bft Wind mit Regen waren keine angenehme Vorhersage. Also gönnte ich mir einen Bummel durch Glückstadt und segelte nachmittags nach dem Hochwasser Richtung Stade.

Die auflaufende Tide drückte ordentlich mit, wie man in dem kleinen Video gut sehen kann. Der Sprung von Glückstadt war damit schnell gemacht. Ich blieb dabei immer auf der nördlichen Seite der Elbe und lief geschützt hinter Pagensand her. Es war ein herrlicher Segeltag.

Video: Strömung

Etwas Stress kam nur auf, nachdem ich wieder im Hauptfahrwasser der Elbe war und dieses rechtzeitig für die Einfahrt in die Schwinge kreuzen musste. Passend zwischen zwei dicken Pötten wechselte ich die Seite und hatte genügend Platz, um an der Einfahrt gut vorhalten zu können. Unter Segel ging es ein Stück die Schwinge rein, bis ich während der Wartezeit vor der Klappenbrücke in Ruhe die Segel bergen konnte und dann unter Motor in den alten Stadthafen glitt.

15.08.2018

Da ich erst Abends in Stade ankam, legte ich an diesem Tag einen Hafentag ein. Um nur eine Nacht zu bleiben, ist Stade einfach zu schön. Außerdem hatte ich mich mit einer anderen Holzbootseglerin auf einen Kaffee verabredet, die ich im Winter zuvor beim Bootsbauer kennengelernt hatte. Sie liegt mit ihrem wunderschönen Spitzgatter in einem der Häfen. Ich traf sie zu einem sehr netten Schnack in ihrer Werkstatt. Mit gedünstetem Fisch und frischen Kartoffeln klang der Tag leise aus. Am nächsten Morgen sollte es dann zeitig Richtung Oste gehen.

16.08.2018

Um passend zum Hochwasser und Kippen der Tide auf der Elbe zu sein, habe ich mich mit einem zweiten Boot zum Auslaufen verabredet. Damit hofften wir, zügig beim Brückenwärter durchgelassen zu werden und nicht noch auf andere Boote warten zu müssen. Wieder bewährte sich der elektrische Antrieb, da ich im Gegensatz zum anderen Segler niemand aus den Federn riss. Wie schön es ist, lautlos aus dem Hafen zu schleichen. Die Wetteraussicht schien perfekt: 3 Windstärken aus südlichen Richtungen bedeuteten für das letzte Stück zwischen Brunsbüttel und Ostemündung ruhiges Segeln mit Halbwind. Da die Elbe hier schon weiter wird, gibt es für den Wind wesentlich mehr Möglichkeiten, eine unangenehme Welle aufzubauen. Insbesondere Situationen bei viel Wind gegen Strom möchte ich mit der Hansajolle nicht unbedingt ausprobieren. Leider sollte der Wetterbericht nicht ganz recht behalten. Die ersten Kilometer auf der Elbe waren entspannt zu genießen. Als mehr Wind aufkam, habe ich nach den Erfahrungen der letzten Jahre frühzeitig ein Reff ins Groß gebunden. Gott sei Dank, wie sich etwas später herausstellte. Ab der Höhe von Brunsbüttel hatte der Wind gedreht und kam fast westlich rein und damit für mich von vorne. Ich musste also ein ordentliches Stück gegenan kreuzen und es baute sich dann doch eine ordentliche Welle auf. Damit wurde der Weg länger und die ganze Planung passte nicht mehr so richtig. Die Tide war längst gekentert, sodass ich mich nun deutlich an der Ostemündung vorbeiarbeiten musste, um genügend Spielraum für die Querung zu haben und nicht wieder an der Mündung vorbei versetzt wurde. Welch Gegensatz dann kurze Zeit später im Osteriff: alles ist ruhig, keine Welle schaukelt das Boot mehr und das auflaufende Wasser drückt mich quasi von alleine hinein. Ich warf im Bogen der Oste den Anker, um zu verschnaufen, alles zu klarieren und zum Trocknen aufzuhängen. Abends machte ich dann neben dem letzten Elbefischer in Geversdorf fest.

17.08.2018

Von der Oste sollte es nun wieder zurück Richtung Hamburg gehen. Das Auto mitsamt Trailer warteten in Wedel und so musste die Planung darauf ausgerichtet sein, spätestens am Sonntag wieder dort im Hamburger Yachthafen zu sein. Als erstes Zwischenziel wurde mir Borsfleth an der Stör empfohlen. Vormittags konnte ich noch nichts machen, da das Wasser bis dahin auflief. Es passte aber gut, da es ohnehin den ganzen Vormittag regnete. Mit einem netten Buch im Bauch des Schiffes von Detlef ließ sich die Zeit gut aushalten. Die Tour vorbei an tiefliegenden Ufersäumen, den Seehunden im Oste-Riff und meinen Sehnsuchtsorten Hullen und Baljer Leuchtturm war sehr entspannt und mit dem schiebenden Strom der Tide auch recht zügig. Im Hafen von Borsfleth wurde ich sehr freundlich aufgenommen und mit allen wichtigen Dingen, wie der Bestellung von Frühstücksbrötchen, einem Leihrad und guten Tipps für die Ausflugsgestaltung am nächsten Morgen, bestens versorgt.

18.08.2018

Da ich wieder auf Niedrigwasser warten musste, bot sich eine Radtour entlang der Stör an. Wieder einmal hat mir die App „komoot“ eine perfekte Tour vorgeschlagen, die ich leicht verändert mit dem Rad abgefahren bin. Mit Stationen an der Peters-Werft, wo die „Peking“ derzeit überarbeitet wird, eine Fähre namens „Else“ und dem Treckertreffen in Bahrenfleth war es eine sehr schöne Radtour. Was manchen das Segeln in Tidengewässern verleidet, finde ich selber ausgesprochen reizvoll. Die Pausen durch das Warten auf die richtige Tide veranlassen mich dazu, viel mehr von den Landschaften wahrzunehmen, anstelle sie immer gleich am nächsten Morgen wieder zu verlassen. Nachmittags wollte ich dann passend zum Niedrigwasser los. Der Hafen von Borsfleht hat auch bei Niedrigwasser an den meisten Plätzen genügend Wasser, in der Rinne kann  es aber für Kielboote schon einmal knapp werden. Mit meinen 50cm Tiefgang eigentlich kein Problem. Doch leider lagen insgesamt vier Boote in der Einfahrt fest, sodass ich erst eine Stunde später als geplant loskam, damit ich mit nötigen Abstand um sie herum manövrieren konnte. Leider bedeutete dies ein Stück gegen Wind und Strom aus der Stör herauszufahren. Aber auch diese Anforderung erledigte der Elektro-AB ohne Murren. Die Batteriekapazität war insgesamt vollkommen ausreichend. Einmal auf der Elbe, habe ich mir dann als letztes Ziel für die Tour direkt den Hamburger Yachthafen ausgesucht. Abends konnte ich mich so noch mit einem Hansajollen-Freund treffen und in Ruhe das Kranen am nächsten Morgen vorbereiten. Dies sollte sich als gute Entscheidung herausstellen, da ich am nächsten Morgen bis 11.00 Uhr aus dem Hafen verschwunden sein musste. Anschließend wurden wegen einer Veranstaltung alle Zufahrtsstraßen gesperrt und ich hätte bis Abends warten müssen.

An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an meine lieben Bekannten und Freunde Alex, Conni, Detlef, Dirk, Max und Nils entlang der Elbe, die mir mit vielen Tipps und tatkräftiger Hilfe diese schöne Tour ermöglicht haben. Schön, euch alle zu kennen und immer wieder zu treffen.

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